Irsee den 20ten Januar1852
Lieber Johannes!
Nun ist mir gestern der erste Brief in diesem Neuenjahrvon
Herrn Direktoz zu Handen gekomen dwelcher mir
wenigerfreuliches mittheilte und mir sehr befremdent ist ob Erwierklich aus von Dir selbsten geschrieben oder von
Freundesund vieleicht gar von Gerüchtspersohnen geschrieben wordenist das ich nun für eine Räthsel betrachten muß daß sich nichtaufdecken läßt auch mein letzter Brief haßt du erst den 29tenDezember erhalten und ich gab ihn den 22ten an Herrn Direktor abdaß nun auch seine Richtigkeit
nicht hat so muß ich die jetzigeLage nur mit Schein ansehn und es
heißt im Sprichwortder Schein trügt.
Von Seite des Briefes werden mir bittere Vorwürfenüber mein Verhalten geäußert die für mich sehr kränkendwaren und konnte es deinem guten Gemüth nicht zuschreibenund Dir die Schuld beimeßen jedoch über den ersten punkthab ich mein gutes Gewießen und daß ist ein gutes SchlafküßenDennoch ist es mir Leid das ich den rechten Zweck in Lindauwie im Irrsee für Dich nicht erreichen konnte zu Hausewar ich zu sehr mit Geschäften überhäuft und du
hastmir die Schwierige Lage nicht von der Art ans dasTageslicht gestellt wie du hättest sollen daß ich nunauch mein Theil dadurch zu büßen habe und
inn Irrse istes Doppelt hart daß rechte Mittel zu ergreifenum dem befreit zu werden
Ich habe mir schon so viel Mühe gegeben aber alles ist früchte-los den es
sind so zu sagen Geheimnißvolle gebräuch undvieles wierd
dem Zufal Anheim gestellt den wenn ich einsehdaß ich mich
mit diesem oder jenem heute verfehlt hab und ichunterlaße es den
andern Tag so ist mir dennoch nicht geholfenund je länger desto
schlimer auch kann ich von den Leutendie sich Hier befinden in
keiner Beziehung nichts erfahrenHier ist guter Rath theuer
Auch kann ich einsehn daß ich b bei den Herrn nicht inGnaden stehe und wenig Nachsicht mit meine Fehlern beweisendaß ich leider vieles zu ertragen habe und wenig Hoffnungzu Erwarten habe um meine wahres Glück dadurch begründenzu können und mein Ziel zu erreichen um in meine liebeHeimath Eilen zu können
d. 22 Januar 1852.Ihren
letzten brief habe ich Ihrer Frau übergeben;sie war aber mit
dem Inhalte nichht zufrieden,u. äußerte auch viele Zweifel, ob
der brief wirklichvon Ihnen geschrieben sei. Mit dem Arbeiten
gehtes jetzt etwas besser, obwohl sie noch im̄er öftersdamit aussetzt & sagt, sie wisse nicht, warum siearbeiten solle. Ich habe Schreiben Sie ihr nur nach
einigerZeit wieder; einige beruhigung gewähren ihr die briefe
dochim̄er.