Text von Friedrich Wilhelm S., 23.12.1935

TEI-XML

Metadaten zu diesem Dokument

ID dieses Dokuments

ham20087s01

Informationen zum Text

Name Ort Datum
von Friedrich Wilhelm S. Hamburg 23.12.1935
an Gesundheitsbehörde Hamburg: k. A. k. A. k. A.
Domain offizieller Brief
Regest Beschreibung, warum Patient in die Anstalt kam

Informationen zum Patienten

ID ham20087s
Name Friedrich Wilhelm S.
Geschlecht m
geboren 1889-04-07
gestorben unbekannt
Tätigkeit(en) Klempner
Ort(e) Thorn-Mocker📍
Religion protestantisch
Weitere Informationen
  • Familienstand: verheiratet, geschieden
  • Eltern: k. A.
  • Anstalt: 19.07.1935–28.03.1949
  • Verpflegungsklasse: k. A.
  • Brieftypen: pp: 2, po: 9, ao: 1
Diagnose Schizophrenie (1935), Dementia paranoides (1939), Verfolgungsideen (1935-49)

Bearbeiter des digitalen Dokuments (Transkription, Korrekturlesung)

  • Stephanie Kamm
  • Monika Foldenauer

Nutzungsbedingungen

Namensnennung – Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0 International (CC BY-SA 4.0)

Nachweis Originaldokument

Archiv Staatsarchiv Hamburg
Sammlung Best. 352-8/7: Staatskrankenanstalt Langenhorn (Abl. 1995/2)
Nr. 20087

Informationen zur Schrift

Schreiber Medium Umfang
patient ink sole

Zitationshinweis

Schiegg, Markus (Hg.): CoPaDocs – Korpus historischer Patiententexte. <https://www.deutschestextarchiv.de/copadocs/>. Quelle aus: Staatsarchiv Hamburg, Bestand Staatskrankenanstalt Langenhorn (352-8/7, Abl. 1995/2), Patientenakte 20087, Friedrich Wilhelm S., Text von Friedrich Wilhelm S., 23.12.1935.
An die Beschwerde-Kommission derGesundheitsbehörde HamburgBesenbinderhof No 41 Ich Friedrich Wilhelm S. g. d. 7.4.89zu Thorn-Mocker.Meine Frau Anna S. g. K. gesch. K. g. 3.2.96. zu Hamburg. Meine KinderGerdrud - Hans - Peter - Fritz - Anna - u Liese-LotteAlle bei der Mutter.Bin seit 28.11.31 in der KrankenanstaltFriedrichsberg - seit Juli 35. in der KrankenanstaltLangenhorn Interniert. Der Grund.Ich lahs in der Heiligen Schrift, Meine Frausahs mir gegenüber und Stickte. Ich fragte ihrdarf ich dir etwas Vorlesen, und sogleichübersetzen? da sagte sie mir, wenn du dasverfluchte Buch nicht lahst, dan steckeich es in den Ofen. Ich sagte dan bist dueine Huhre. Ich lahs führ mich und sie Stickteweiter. Eine zeit später , nahm sie mein Marine-bild von der Wand und hing ein anderes ander Stelle. Ich nahm es ihr aus der Hand, undstelte es hinter den Schrank. Ein par Tage späternahm ich Bild und Rahmen steckte es in den Ofen.Ich hatte nichts gegen meiner Frau! aber dasMistrauen gegen ihr inneres wucks in mir im-mer mehr. Meine Frau wuhste, das ich die HeiligeSchrift liebte, und auch den Inhalt kante.Ob sie meinen inneren Kampf wuste? ob sie ihnheute schon kennt weihs ich auch noch nicht.Nun kam ich mit der Geisterwelt im Gesprech.Ich erschrag im ersten Augenblick! hatte aberkeine Angst. Denn ich wuhste ja aus derHeiligen Schrift, das man nur Stimmen hörhtund nichts siht. Abraham höhrte ja auchnur die Stimme Gottes als er Isaack opfernwolte. Und mit Adam und Eva wahr es jaauch dassebe. denn Gott ist dem Menschengegenüber ein unsichtbarer Geist. An einem Sonabend kam nun mein Schwagerund Schwagerrin Fritze von Barmbeck zu uns.Wir sahsen alle an einem Tisch. Nun sagte meineSchwagerrin was kan Esau daführ, das Jakobihn d Erstgburt geraubt hat. Ich sagte dieWahrheit ist die Heilige Schrift und liegt dortauf dem Schrank. Die beiden gingen nun baldvort. Es wahr nur ein kurzer Abschid. MeineSchwägerrin meinte nah leg dich man aufdein Kannape und schlaf. Als ich nun zu Bettwahr wahren die beiden nur meine Geanken.Ich hatte mir mit den beiden nie über die HeiligeSchrift unterhalten und woher wuhste erdas er Esau ist. Oder wolte er mir führ seineSünden haftbar, machen? Es ist aber nur einGluck das ein jeder führ seine Sunden selbsthaftet. Also kurtz ich wahr vertig.Die Feinschaft zwischen mir und meiner Frau,wuchs immer mehr. Ich wurde aber Geistigimmer stärker. Meinen Kinder lihs ich mirnichts anmerken. An einem Sontag kam esnun zwischen uns beiden zu einem grohsenKrach. Wie es kam das wir uns zankten weihsich heute nicht mehr. Am neysten Tag, schicktesie durch meiner Tochter Gertrud einen Brifzur Polizei. Am negsten Tag kam nun einPolizeibeamter zu mir und fragte mich wiees mir geht. Ich sagte danke und er ging.Am Mitwoch kam es wieder zum Krach. Ich hatteführ sie keine Ruhe mehr. Sie ging wohl zurWache. Ich ging nun in die Küche und kochtemir Kaffee. Ich wahr gerade dabei und bühteihn mir auf, da kamen zwei Sipo und einArtzt. Sie warteten bis ich vertig wahr. Ich botnun den Herrn auch eine Tasse an. Nun bemerkteich in den einen Sipo einen Landsmann. Er wahrein Bromberger und ich ein Thoner. Ich kanteseine Heimat wie die neine. Wir Unterhiltenuns wohl 35 Jahre zurück. Er Bestätigte esauch dem Artzt das es so ist wie ich mirmit ihm Unterhalten habe. Nun nahm derArtzt wieder den Koffer mit der Zwangs-jacke und ging. Denn er sah das ich Geistigauf der höhe wahr. Also wahr ich der Sigermeiner Frau. Ich überlegte nun was ich thun könte. Ichwolte zu meinem Hausartzt gehn und dendie Sache vorstellen. Ich hatte ja auch nimandden ich mir Anvertraun konte. Denn selbstBibelforscher wihs ich von meiner Thür.Also auch dort hatte ich keinen Freund.Ich freute mich aber, das es doch Menschengiebt die Gott suchten und führ sein Werketwas taten. Denn ich tat ja im Grundedas selbe. Jesu sagte ja auch bittet sowird Euch aufgetahn. Denn es ist dochdie Heilige St Schrift die uns ja allenvon Martin Lutter Übersetzt wurde.Nun kam der Sonabend der 28.11.31. MeineFrau hatte führ mich Hemd Unterhoseund Strimpfe gewaschen. Ich merkte nunwas sie wolte. Nun sagte sie mir, wirwollen zum Artzt gehn. Ich sagte ihrlahs dich erst mal selbst UntersuchenIch ging zum Arbeitsamt um zu StempelnAls ich zu dem Beamten kam der mirden Stempel auf meiner Karte drückte sahich das auch er über meiner Internierungim Bilde wahr. Ich ging nun auch denfreihafen nach der Veddel. Ich wuhste dasmein Kampf ein sehr schwerer ist undauch eine böse Zeit entgegen gehe. Ichaber hielt mich Tapfer und verbarg führjeden meinen Kampf. Ich kam nun nachHause. Meine Frau wie ich Katz und Hund(N) Nun sagte sie um 10 Uhr komt derArzt. Ich sagte nichts. Nahm das Albummit Liebeskarten und verbrante sie.den die wahrn mir zu Aufklärentführ meine Freunde. Meine Frau nahmnun mein Hemd von der Wand und woltees Pletten. Ich ris es ihr aus der Hand undzerris es in zwei heften Ich sagte ihr, ich werdenun selbst gehn. Wir wahren gerade im Krachda kam mein Sohn Hans-Peter aus derSchule. Nun sagte meine Frau Hans Peterhol mal die Sipo. Ich nahm noch einmal meine jüngste Tochter und Küste sie herzlichab, und wartete nun auf die Sipo. In 10Minuten kamen nun zwei Mann um mich zuholen. Meine frau sagte unn ich hatte siegeschlagen. Ich hatte ihr aber nur aufdie Hand gehaut. Also sie hatten nun einenGrund mich mitzunehmen. Ich sagte nun zuden beiden Sipo ich gehe aber selbst zur Wache. Sieblieben in meiner Wohnung und ich ging selbstzur Wache und gab mich so freiwillig in dieHande meiner Feinde. Ich wartete nun 1/2 Stundeauf der Wache. Ich solte den Artzt noch ein malvorgestelt werden. Der kam aber nicht. Nun zogsich einer der Sipo CJiviel an und wir gingen zueinem Artzt nach Rotenburgsort. Der wohnteam Wasserturm. Er klingelte der Artzt kam.Ich ging nun mit ihm in sein Sprechzimmer.Ich sagte ihm er (n) möchte mich zu dem HerrnProfessor hinschicken der auf mich wartetEr fragte mich nun was wir führ eineJahreszahl hatten ich gab ihm ein verkehrteAntwort und sagt 1930. Ich sagte ihm aucher möchte seine Brille abnehmen das erbesser sehen kan. Dieses genügte nun führmeine Uberfuhrung nach hier um meinenGeisteszustand Untersuchen zu lassen.Wir gingen nun wieder zu Wache nach derVeddel. 1/2 Stunde spater kam der Wagenum mich zu holen. Ich wurde nun nachWaffen Untersucht also gleich eins Verbrechers.Nun kam ich hier an wurde Gebadet undGewogen. Ich wog 118 Pfund also Körperlichverhungert aber an Geist stark. Abendskam der Artzt er frug mich wie ich heiseund stelte mir ein par fragen die ich ihmpromt Beantwortet habe. Er sagte dan zumOberpfleger wir wollen ihn mal Puntierenlieber einen führ tausend. Ich lag 11 Tageim Bett dan konte ich aufstehn. Auchhier liehs ich mir nichts anmerkenIch wurde nun von allen seiten ausgehorcht.und Beobachtet. Ich that daselbe. Nun kam Weihnachten. ich wolteUhrlaub haben. Ich kam nun vor HerrnDocktor L.. Nun sagte ermir ich kan ihn keinen Uhrlaub gebendenn sie haben den P. 22. Ich fragte ihnnun was der Bedeutet? da sagte erGemeingefählich. Ich sagte über diesenPunkt reden wir noch. Meine Frau kam(d) alle 14 Tage um mich zu Besuchen.Im April 1932 kam meine Frau zumArtzt! ich hatte nun noch eine kleineUnterredung mit ihr. Nun sagte siemir Stimmenhöhrn währ eine Teuschung.Wehr andre Teüscht der zu Täuschen suchtIst das Opfer seiner eigenen Täuschung.Sie kam nun immer weniger zuletztüberhaubt nicht mehr. Ich wuhste dasdieses zuüchhalten von der Anstaltgemacht wurde. Denn selbst meinenKindern wurde der zutrit verboten. IEs sind nun 4 Jahre her wo ich meineKinder. nicht mehr gesehen hab. Wahrund ist Dieses auch führ meinen Schatz.Ich hatte bei der Behörde angefragtwoführ ich den Prg 22 habe. Als der Brifwider kam wurde mir von seiten derAnstalt gesagt darüber müssen wirihn die Auskunft verweigern.Ich wuhste aber das ich als SeherInterniert wahr. Wahren meine Vergängennicht auch Seher und vom Teufel undseinen Verbundeten verfolgt und Enmordet.Ich hatte Herrn Prof. W. zu einem Vortragüber die Heilige Schrift Eingeladen.denn man hat mir doch das Buch inmein Haus geschicht und sagen lassenman müste ein Schlüssel haben der dasEfnet. Als nicht meine Frau ist meinFeind sondern meine Freunde die ja dieWahrheit hassen. Ich schrieb daraufein Brief aun Herrn BürgermeisterK.. auch die Antwort blieb aus. Ich werde Ihnen nun noch einmal Schreibenwo füh ich durch den Herrn BurgermeisterK. die Wissen schaft Eingladenhatte. Mein Kampf!gegen Sünde die führ mich Unbekantwahr und gegen sis kämpfe.Was wahr die erste Sünde der Menschen?wehr wahr Schult daran Gott oder derTeufel. Der Wensch und seine PflanzungWas ist der Geist im Menschen ist eseiner oder sind es zwei. Wie komt derzweite im Menschen. Ist der Mensch Sterblichoder nicht. Wehr zeigte mir dieses.Wehr wahr Abraham Isaack und der Widder Was heist Krieg und wohehe komt ervon Gott oder vom Teufel. Warum führtSatan der Teufel den KriegWarum wahr der Krieg 14-18. und. warumwurde Deutschland von Teufel IsoliertWarum gab Gott die Heilige Schriftden Namen Testament. Ist dieses beiGott Anfechtbar. Was meinte Jesu mitdem ungesäuerten Brot und mit demSauerteig. Ist Gott liebe oder Lüge.Wehr trägt den Mantel der Lüge. Verzeihen sie bitte meine OtegnafischenFehler denn ich habe in dee Schule nichtviel gelernt. aber meine Biblischen Kentnissesint sehr grohs. Friedrich WilhelmS.Zur zeit KrankenanstaltLangenhorn.