Text von Friedrich S., 20.06.1895

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dor16s06

Informationen zum Text

Name Ort Datum
von Friedrich S. Aplerbeck 20.06.1895
an Königliches Oberlandgericht: k. A. k. A. k. A.
Domain offizieller Brief
Regest bittet um einen Vormund, der ihm zur Entlassung verhilft

Informationen zum Patienten

ID dor16s
Name Friedrich S.
Geschlecht m
geboren 1851-10-07
gestorben 1917-12-22
Tätigkeit(en) Taubstummenlehrer a.D.
Ort(e) Geburtsort: Raderhorst; Wohnort: Petershagen📍
Religion protestantisch
Weitere Informationen
  • Familienstand: verheiratet
  • Eltern: Vater: Colon, Mutter: Leibzüchterin
  • Anstalt: 05.04.1895–22.12.1917
  • Verpflegungsklasse: 3
  • Brieftypen: pp: 7, po: 6
Diagnose k. A.

Bearbeiter des digitalen Dokuments (Transkription, Korrekturlesung)

  • Christina Eichhorn-Hartmeyer
  • Katharina Gunkler
  • Franziska Eber

Nutzungsbedingungen

Namensnennung – Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0 International (CC BY-SA 4.0)

Nachweis Originaldokument

Archiv LWL Archivamt für Westfalen, Archiv LWL (Münster)
Sammlung Best. 653: Dortmund-Aplerbeck
Nr. 16 (K. 220)

Informationen zur Schrift

Schreiber Medium Umfang
patient ink major
arzt pencil minor

Zitationshinweis

Schiegg, Markus (Hg.): CoPaDocs – Korpus historischer Patiententexte. <https://www.deutschestextarchiv.de/copadocs/>. Quelle aus: LWL-Archivamt für Westfalen, Münster (Best. 653: Dortmund-Aplerbeck), Patientenakte 16 (K. 220), Friedrich S., Text von Friedrich S., 20.06.1895.
ad Acta S. Provinzial=Irren=Anstalt.J.-.Nr.... BeschwerdedesTaubstummenlehrers F. S.aus Petershagen a/d Weserwiderdas Königliche Amtsgerichtdaselbst, bzw. Königliches Land-gericht zu Bielefeld. Andas Königliche Oberlandes-Gericht zuHamm. Unterzeichneter ist auf Grundeines Attestes von DirektorDr. Schäfer zu Lengerich1 Anl. (über Notizen, in denen er dieihm durch die Freimaurer=LogeAurora zu Minden gewordeneBehandlung in allerdings flüch-tiger, überhasteter Weise dar-gethan hatte) unter dem 15. Maivorig. Js. entmündigt, am 7. Novemberv. Js. 3 Tage widerrechtlich imGe Gerichts=Gewahrsam gehalten, am10. November in die Provinzial=Irren-Anstalt Marienthal b. Münsterund am 5. April d. Js. nach hiertransportiert. Ein beim Königlichen AmtsgerichtPetershagen gestellter Antragauf Bestellung eines anderenVormundes und Entlassung ausder Irren=Anstalt hat trotzwiederholter Beschwerden beimKöniglichen Landgericht zu Biele-feld (19. Febr. u. 9. Mai) und einmaligerbeim Königlichen Kammergerichtzu Berlin (25. Mai) erst unter dem8. Juni d. Js. in eigenhändiger, beglaub.Abschrift beigefügte Antworterhalten. − Wenn nun auch der Vormundnicht gehalten ist, Anfragen inBezug auf des BeschwerdeführersFamilie und Vermögen zu beant-worten, so dürften diesbezüglicheAnfragen in Anbetracht, daß er3 Jahre und 2 Monate von seinerFa Familie getrennt lebt und nichtweiß, wo seine Kinder sich auf-halten, auch eine Lebensversicherungs-Police über 3000 Mk, sowie mehrereAußenstände in Frage stehen, dochzu entschuldigen sein. Mag fernerauch die 3. Klasse der Irren=Anstaltseiner augenblicklichen Vermö-genslage entsprechen, so dürftedoch der Unterhalt in entsprechen-der Wäsche, Kleidung u. s. w.vom Vormunde zu bestreiten sein,weil vom Vormundschaftsgericht600 Mk für seinen Unterhalt biszum 1. Juni ds. Js. ausgesetzt warenund im vorigen Sommer biszum 10. November noch nicht 200 Mkfür ihn verwandt sind; denner erhielt Mitte Juni 30 Mk,am 5. Juli 50 Mk am 22. August40 Mk, am 26. September 40 Mkund am 3. November 40 Mk, dagegenim Oktober gar nichts, so daß ergezwungen war, mit seinerHände Hände Arbeit sich das Geld fürPorto zu verdienen und auf Kostenseiner Mutter, einer unbemitteltenLeibzüchterin, zu leben. Daß erfür sein krankes Bein in solcherLage nicht die nötige Kur gebrauchenkonnte und daher noch daran leidet,ist nach Vorstehendem erklärlich. Aus alle dem geht aber zurGenüge hervor, daß sein Vormundihn ohne genügende Unterstützunggelassen hat. Wenn derselbe aber schon vor desBeschwerdeführers Entmündigungeine falsche Zeugen=Aussagegemacht hat über Äußerungendes Postboten S. in des Unter-zeichneten Hause, die dieser in seinerBeschwerde an das Königl. Land-gericht zu Bielefeld unter dem19. Febr. ds. Js. näher bezeichnethat, so ist damit auch dessen mo-ralische Unfähigkeit nachgewiesen.Königliches Provinzial=Irren=Anstalt.J.-Nr. ...Aplerbeck i.W., den ... 189 Königliches Oberlandes-Gericht bittet Unterzeichneter daherergebenst, Königl. Amtsgerichtzu Petershagen anweisen zuwollen, umgehend einen andernVormund für ihn zu bestellenbezw. seine Entlassung aus derIrren=Anstalt zu bewirken. Sollte die so ungebührlichverzögerte Angelegenheit nichtbaldigste Erledigung finden, sowürde er sich gezwungen sehen,sich nochmals beschwerend an dasKönigl. Kammergericht zuwenden. Königlichen Oberlandes-GerichtsergebensterS.Taubstummenlehrer a.D.